Lexikon

Ästhtik

[
die; griechisch
]
die philosophische Lehre vom sinnlichen im Gegensatz zum begrifflichen Erkennen, seit A. G. Baumgarten jedoch vor allem die Theorie des Schönen in der Natur und besonders in der Kunst. Neben allgemeinen Bestimmungen des ästhetisch Schönen befasst sich die Ästhetik auch mit den Bedingungen der Entstehung des Kunstwerks (Produktions-Ästhetik), seiner Aufnahme (Rezeptions-Ästhetik) oder Gestaltung (Werk-Ästhetik). Mit Baumgartens 1750 erschienenem Werk „Aesthetica“ wurde die Entwicklung der Ästhetik als Wissenschaft des Schönen und der Kunst im 18. Jahrhundert angestoßen. Hierin wurde der logisch-rationalistischen Philosophie eine Wissenschaft von dem sinnlichen oder niederen Erkenntnisvermögen an die Seite gestellt, die ihren Stoff in der Dichtung und in den schönen Künsten fand. Die antike und mittelalterliche Metaphysik des Schönen sowie die Kunstphilosophie dürfen nicht mit der Ästhetik gleichgesetzt werden. Die Ästhetik setzt die Wende zur Subjektivität voraus: Schönheit wird aus der sinnlichen Wahrnehmung, die Kunst aus der einmaligen Leistung des Genies verstanden.
Erst durch I. Kant, die Romantik und den deutschen Idealismus wurden Ästhetik und Kunstphilosophie gleichbedeutend. Die Kunst verlor ihren für das religiöse und gesellschaftliche Leben maßgeblichen Charakter und wurde ästhetische Kunst. Sie wurde durch die Ästhetik relativiert auf die Art des Erkennens hin: Für Kant vermittelte sie zwischen Natur und Freiheit oder zwischen Sinnlichkeit und Vernunft, eine Thematik, die dann F. Schiller aufgriff, indem er das Schöne von der Realität, in der Zwang herrsche, als Reich des freien Spiels absonderte. Seitdem wird die ästhetische Welt von der realen Welt getrennt, einmal ihr übergeordnet als Vergegenwärtigung des Absoluten (F. W. Schlegel, G. W. F. Hegel), ein anderes Mal ihr untergeordnet als bloßer Schein und illusionäre Lebenswirklichkeit eines ästhetisierenden Unernstes (S. Kierkegaard). In zunehmendem Maße hat es die Ästhetik nur noch mit dem Kunstschönen, im Gegensatz zum Naturschönen, zu tun; schließlich ist das Hässliche, Tragische, Komische ebenso wie das Schöne Gegenstand der Ästhetik.
Mit der Avantgardekunst der Moderne gibt es eine zunehmende Diskrepanz von Kunstpraxis und traditioneller Ästhetik; dieser erwächst einerseits Konkurrenz aus den Atelierberichten und Theorieentwürfen einzelner Künstler, andererseits aus einer stärker an Einzelwissenschaften orientierten Kunsttheorie. Hieraus erklärt sich die Vielfalt ästhetischer Ansätze im 20. Jahrhundert: Die letzten umfassenden Systeme der Ästhetik waren die marxistische Ästhetik (G. Lukács), die die Kunst als Widerspiegelung gesellschaftlicher Realität ansah sowie die postmarxistische Ideologiekritik (T. W. Adorno), die in der Kunst die Möglichkeit für gesellschaftliche Gegenentwürfe erblickte. Die Fähigkeit der Kunst, Sinn zu schaffen erörtert die Hermeneutik (H.-G. Gadamer) unter dem Aspekt der Geschichtlichkeit aller ästhetischen Erfahrung. Stärker am kommunikationswissenschaftlichen Modell von Sender und Empfänger ausgerichtet ist die informationstheoretische Ästhetik. Gegenstand der analytischen Ästhetik (N. Goodman) ist die Erkenntnisfunktion von Kunst, sie untersucht Kunst als Sprache ebenso wie das Sprechen über Kunst. Die neuere Medienästhetik dagegen befasst sich nicht mehr mit Kunst als solcher, sondern mit der ästhetischen Wahrnehmung von Film, elektronischen Medien und Internet.
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