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Klassisch oder online: Fortbildungsmodelle im Vergleich
Flexible Fortbildung im Online-Kurs
Smartgeräte und ein nahezu überall verfügbarer Zugang zum World Wide Web hat nicht nur den Alltag und das Berufsleben, sondern auch die Art und Weise wie wir lernen maßgeblich verändert. Mit wenigen Mausklicks können wir uns in virtuelle Klassenzimmer begeben und haben so Zugriff auf eine schier endlose Fülle von Wissen und Informationen. Sowohl Aufstiegsfortbildungen als auch gängige Weiterbildungen der IHK lassen sich so problemlos online absolvieren. Laut Carsten Dietrich-von Appen, dem Geschäftsführer des bekannten Online-Instituts Lessons2go, hat das Interesse an Fort- und Weiterbildungen im Remote-Modus vor allem in den Coronajahren massiv zugenommen. Aktuell ist davon auszugehen, dass dieser Trend nicht so schnell wieder verschwinden wird, sondern gekommen ist, um zu bleiben. Ein Grund dafür sind die zahlreichen Vorteile, die das Onlinemodell gegenüber dem klassischen Lernen in Seminarräumen hat. Mit Online-Fortbildungen können Lernenden, sich ortsunabhängig Wissen aneignen, sodass die ohnehin oft knapp bemessene Freizeit nicht durch lange Fahrtwege zu Lerninstituten weiter beschnitten wird. Oft sind Inhalte und digitale Lernmaterialien dauerhaft abrufbar, weshalb sich zusätzliche Lerneinheiten nahtlos in den Alltag einfügen lassen. Diese Flexibilität kommt vor allem Personen mit familiären Verpflichtungen oder oft wechselnden Schichtplänen entgegen. Gleichzeitig bedeutet dies kein Mangel an Lernstruktur, da seriöse Lernangebote immer auch auf virtuelle Präsenzveranstaltungen setzen. Zudem steht die Auswahl an Fort- und Weiterbildungsangeboten denen der klassischen Lernmodelle kaum noch in etwas nach. Lediglich Qualifikationen in bestimmten technischen oder handwerklichen Berufen, die praktische Einheiten beinhalten, sind ausgenommen.
Wer seine Karriere über eine digital absolvierte Weiterbildung voranbringen möchte, sollte sich zudem über das benötigte Maß an Selbstdisziplin bewusst sein. Das Lernen im häuslichen Umfeld birgt oft viel Ablenkungspotenzial. Darüber hinaus fällt es manchen Personen schwer, motiviert zu bleiben, wenn ihnen der direkte Kontakt zu anderen fehlt. Gleichzeitig ist das Onlinemodell aber deutlich interaktiver als Fernlehrgänge aus dem vordigitalen Zeitalter. Von großem Vorteil ist diese Variante auch für Personen, die sich für gewöhnlich im Homeoffice befinden oder nicht mobil sind.
Face-to-Face lernen mit allen Sinnen
Während das Internet die Fort- und Weiterbildungsbranche zweifelsohne revolutioniert hat, bleibt der traditionelle Unterricht für manche Zielgruppen nach wie vor relevant. Nachdem klassischer Unterricht während der Lockdownphasen zeitweise untersagt war, wächst das Interesse an entsprechenden Veranstaltungen seit 2022 wieder leicht. So setzen laut einer Studie drei Viertel aller Unternehmen auf interne Weiterbildungsmaßnahmen, die in der Regel vor Ort durchgeführt werden. Aber auch klassische IHK-Kurse werden in einigen Berufsfeldern gerne in Anspruch genommen. Während diese Art der Wissensvermittlung in manchen Fällen aufgrund einer praktischen Komponente unverzichtbar ist, ergeben sich für manche Lerntypen auch gewisse Vorteile. So sind Kursräume ein Ort, der den persönlichen Kontakt und den lebendigen Dialog fördern. Rückfragen und der Austausch mit anderen Teilnehmern ist ganz direkt und ohne zeitlichen Abstand möglich. Auf diese Weise können Lernende von den Erfahrungen und Perspektiven Dritter profitieren. Auch das Gefühl der Gemeinschaft und des Zusammenhalts kann sich bei manchen positiv auf den Lernerfolg auswirken.
Der individuelle Lerntyp entscheidet
Bei der Wahl der passenden Fort- oder Weiterbildungsmaßnahme ist es wichtig zu berücksichtigen, welche beruflichen Ziele verfolgt werden. Genauso sieht es auch aus, wenn es darum geht, sich für ein Lernmodell zu entscheiden. Ein wesentlicher Faktor ist die Abwägung zwischen Flexibilität, Lernvorlieben und dem Kostenfaktor. E-Learning-Angebote schneiden im direkten Vergleich nämlich oft günstiger ab. Sollte sich aufgrund der Lebensumstände nur das Onlinemodell anbieten, fällt die Wahl leicht. Wenn es jedoch Spielraum bei der Entscheidung gibt, ist der Lerntyp entscheidend. Für Menschen, die besonders gut rein visuell lernen können, ist ein Online-Kurs perfekt. Andere brauchen vielleicht haptische Komponenten und den direkten Austausch mit Mitlernenden, um sich Inhalte besser und praxisbezogener einprägen zu können. Um der persönlichen Lernpräferenz gerecht zu werden, müssen Lernende sich vor allem fragen, ob sie von der Anwesenheit anderer profitieren, oder eher abgelenkt werden.
Hybride Lösungen
Während die Wahl zwischen Online-Fortbildung und herkömmlichem Unterricht auf den ersten Blick wie eine entweder-oder-Entscheidung erscheinen mag, gibt es auch Kompromisslösungen. Das Blended- oder Hybrid-Learning kombiniert gewisse Vorteile beider Modelle und bietet sich somit für manche als weitere Alternative an. Hybrid-Modelle integrieren beispielsweise Online-Elemente in traditionelle Lernformen. Dies kann bedeuten, dass Teile des Kurses online abgehalten werden, während andere in einem Kursraum stattfinden. So können Lernende ihren eigenen Zeitplan flexibler gestalten als bei klassischen Lehrgängen und gleichzeitig von persönlicher Interaktion profitieren. Allerdings bieten nicht alle Bildungseinrichtungen Hybrid-Modelle an und längst nicht alle Kurse sind für diese Art des Lernstrukturierung geeignet. Interessenten sollten sich daher im Vorfeld erkundigen, welche Optionen bei den gewünschten Weiterbildungspartnern zur Verfügung stehen. Hinzu kommt, dass Onlineunterricht die Vorzüge klassischer Unterrichtsgestaltung oft bereits gut emulieren kann, da der Faktor der direkten Interaktion auch beim Lernen im Remote-Modus gegeben ist.