Lexikon

Materialsmus

Philosophie
die Lehre von der Alleinwirklichkeit des Stofflichen, als dessen Eigenschaften, Zustände oder Funktionen alles Nichtstoffliche (Seele, Bewusstsein, Geist u. Ä.) aufgefasst wird. Der Materialismus wird einerseits, vor allem in der französischen Aufklärung, als mechanistischer Materialismus bestimmt, der den Menschen als Maschine versteht. Sein Gegensatz ist der Spiritualismus oder Idealismus, der die Ursprünglichkeit des Geistes verteidigt und die atheistischen Konsequenzen des Materialismus angreift. Im 19. Jahrhundert kam es nach dem Aufblühen der Naturwissenschaften, besonders der Biologie und Physiologie, zu einer Erneuerung dieses Materialismus bei J. Moleschott, K. Vogt, L. Büchner und E. Haeckel.
Hegel wollte den abstrakten Gegensatz von Materialismus und Idealismus überwinden, legte allerdings seiner Dialektik das Denken als Ursprung zugrunde. Nach dem Zusammenbruch des idealistischen Systems vollzog sich eine Umorientierung im Verständnis zur Wirklichkeit, der idealistische Ansatz wurde radikal „auf den Kopf gestellt“. Es entwickelte sich eine zweite Form des Materialismus, zunächst durch L. Feuerbach, der den an seine Sinne gebundenen Menschen als Ausgangspunkt des Denkens auffasste, dann vor allem durch K. Marx und F. Engels, die die Auffassung vertraten, dass das Bewusstsein des Menschen durch geschichtlich-gesellschaftliche Gesetzmäßigkeiten geprägt sei, insofern also das Sein dem Bewusstsein vorausgehe. Später wurde dieser Materialismus als dialektischer Materialismus und historischer Materialismus bezeichnet. In der Folgezeit kehrten Engels und W. I. Lenin zu einem an den Naturwissenschaften ausgerichteten Materialismus zurück, der jede Erkenntnis als Abbild der objektiven Realität versteht.
Einen an Hegel sich anlehnenden Materialismus, der aber den Vorrang der materiellen, d. h. gesellschaftlichen Bestimmtheit des Geistes betont und insofern marxistisch orientiert ist, vertraten der frühe G. Lukács, E. Bloch, T. W. Adorno sowie H. Lefêbvre, L. Goldmann und J.-P. Sartre. Im weiteren Sinne bezeichnet Materialismus auch eine Lebensauffassung, die materielle Werte über die geistigen stellt.
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