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Tet-Offensive leitet US-Niederlage ein

Starke Viet-Cong-Verbände starteten mit Unterstützung von nordvietnamesischen Truppen mit Beginn des buddhistischen Neujahrsfestes (Tet) am 30. Januar 1968 in den frühen Morgenstunden eine Großoffensive gegen die US-Truppen. Die US-Regierung betrachtete diese Offensive als die bisher schwersten Kämpfen ihrer Truppen in Südvietnam.

Chronik Verlag

Die Kampfhandlungen

Zu den heftigsten Gefechten kam es in Da Nang, der zweitgrößten Stadt Südvietnams. Zeitweilig eroberten Viet-Cong-Verbände sogar das Hauptquartier der alliierten amerikanischen und südvietnamesischen Streitkräfte. Schwere Straßenkämpfe entbrannten besonders im Hochland in den Provinzhauptstädten Pleiku, Kontum, Ban Me Thuot, Nha Trang und Hoi An. Am 31. Januar griffen Viet-Cong-Partisanen gleichzeitig 15 Punkte der südvietnamesischen Hauptstadt Saigon an, u.a. das Präsidentenpalais, den Flughafen und den Rundfunksender. Sie eroberten für sechs Stunden die amerikanische Botschaft. Die Vertretung Großbritanniens wurde vom Viet-Cong beschossen. Mindestens 55 weitere Städte, neun US-amerikanische Luftstützpunkte und zahlreiche alliierte Stellungen wurden attackiert. Die erbitterten Gefechte forderten viele Tote und Verwundete. Nach US-Angaben wurden über 2500 Viet-Cong-Soldaten getötet. Die eigenen Verluste wurden mit 68 US-amerikanischen und 178 südvietnamesischen Kämpfern beziffert. Nordvietnam meldete dagegen 120 getötete US-Soldaten allein in Saigon.

Die politischen Folgen der Tet-Offensive

Die Tet-Offensive war sowohl für die alliierten Streitkräfte in Südvietnam als auch für die US-amerikanische Öffentlichkeit ein Schock. Denn sie demonstrierte wirkungsvoll die militärische Stärke des Viet-Cong. Das US-amerikanische Oberkommando hatte in den letzten Wochen von einer sinkenden Kampfmoral des Viet-Cong wegen angeblich hoher Verluste gesprochen. Doch vielmehr mussten die USA nun einen militärischen Rückschlag eingestehen. Sie werteten die Großoffensive als Versuch Nordvietnams und des Viet-Cong, sich eine gute Verhandlungsposition zu sichern. Schließlich hatten die Nordvietnamesen am 5. Januar signalisiert, dass sie zu Gesprächen mit den USA über eine Beilegung des Konflikts in Vietnam bereit wären. Am 13. Mai wurden in Paris die ersten Gespräche aufgenommen. Kommentatoren verglichen die Tet-Offensive mit der Einnahme der französischen Festung Dien Bien Phu 1954, die die Kolonialmacht zur Aufnahme von Verhandlungen und zum späteren Rückzug veranlasste.

Insgesamt betrachtet blieb die groß angelegte Tet-Offensive des Viet-Cong im Januar und Februar 1968 jedoch militärisch erfolglos. Was sie aber dennoch bewirkte, war ein Stimmungswandel in der US-amerikanischen Bevölkerung gegen den Kurs der eigenen Regierung, so dass US-Präsident Lyndan Baines Johnson schließlich einen Bombardierungsstopp befahl. Am 13. Mai 1968 begannen daraufhin langwierige, mehrfach unterbrochene amerikanisch-nordvietnamesische Verhandlungen in Paris zur Beendigung des Krieges (Vietnamkonferenz). Entscheidend waren in der Schlussphase die Geheimgespräche zwischen Henry Kissinger, dem Berater des US-Präsidenten Nixon, und dem nordvietnamesischen Politbüro-Mitglied Le Duc Tho, die am 27. Januar 1973 zur Unterzeichnung eines Waffenstillstandsabkommens führten.

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