Lexikon

Vereinigte Staaten von Amerika

Kolonialzeit und Unabhängigkeitskampf

Im 17. Jahrhundert wurden mit Hilfe englischer Handelskompanien an der Ostküste Nordamerikas fünf Freibriefkolonien gegründet: 1607 Virginia, 1620 Plymouth, 1630 Massachusetts, 1635 Connecticut, 1636 Rhode Island. Zudem verliehen britische Könige einflussreichen Persönlichkeiten sog. Eigentümerkolonien: Maryland, Carolina, Pennsylvania, Georgia. Die englische Krone selbst gewann durch Zurücknahme von Freibriefen und Eroberung Kolonialbesitz. Südlich der sog. Neuengland-Kolonien (Plymouth, Massachusetts, Connecticut, Rhode Island, New Hampshire) entstanden die Neuniederlande und Neuschweden. Die Holländer unterwarfen 1655 das schwedische Territorium, doch fiel ihre erweiterte Kolonie in zwei Seekriegen 1664 und 1688 den Briten zu, die sie New York nannten und New Jersey und Delaware davon abtrennten. Diese 13 Kolonien bildeten den Kern der späteren USA.
Während der Süden von der mit Sklaven betriebenen Plantagenwirtschaft, häufig in der Hand von Nichtengländern, mit den Monokulturen Tabak, Rohrzucker, Baumwolle und Indigo bestimmt wurde, dominierte in den Neuenglandstaaten eine fast rein englische Bevölkerung, die als Gewerbetreibende und Industriepioniere, aber auch als freie Bauern tätig war. Die Kolonien wurden bald in Machtkämpfe zwischen England, Frankreich, Spanien und den Niederlanden hineingezogen. Im Siebenjährigen Krieg 17561763 verlor Frankreich alle seine nordamerikanischen Festlandsbesitzungen. Kanada und Louisiana (bis zum Mississippi) fielen an England; den Rest bekam Spanien. England versuchte, seine Kriegsschulden auf die Kolonien abzuwälzen. Die Kolonisten forderten vom Mutterland politische Gleichberechtigung; sie wollten im Londoner Parlament vertreten sein (no taxation without representation, „keine Steuern ohne [parlamentarische] Vertretung“).
Stempelsteuerkongress
Stempelsteuerkongress
27 Abgeordnete aus neun nordamerikanischen Kolonien wandten sich am 25. 10. 1765 mit einer Entschließung gegen das britische Stempelsteuergesetz, das sie in einer geschickten Argumentation als unrechtmäßig bezeichneten. Sie fordern vom Mutterland, dass es ihr Recht auf parlamentarische Vertretung anerkenne.

I. Dass die Untertanen Seiner Majestät in diesen Kolonien der Krone Großbritanniens die Ergebenheit schulden, die für seine innerhalb des Reichs geborenen Untertanen Pflicht ist, und dass sie der erhabenen Körperschaft des Parlamentes von Großbritannien alle schuldige Unterordnung zu leisten haben ... III. Dass es ein unzertrennlicher Bestandteil der Freiheit eines Volkes und das unzweifelhafte Recht von Engländern ist, dass ihnen Steuern nur mit ihrer eigenen, persönlich oder durch die Vertreter erteilten Zustimmung auferlegt werden. IV. Daß die Bevölkerung dieser Kolonien im Unterhaus von Großbritannien nicht vertreten ist und wegen der räumlichen Entfernung nicht vertreten sein kann. V. Dass die Vertreter der Bevölkerung dieser Kolonien nur Personen sein können, die daselbst von ihr selbst gewählt wurden, und dass ihr niemals Steuern auferlegt wurden, noch verfassungsmäßig auferlegt werden können, außer durch ihre entsprechenden gesetzgebenden Körperschaften. VI. Da alle Geldbewilligungen für die Krone freie Spenden des Volkes sind, ist es unbegründet und unvereinbar mit den Grundsätzen und dem Geist der britischen Verfassung, wenn das Volk von Großbritannien Seiner Majestät das Eigentum der Kolonisten bewilligt."

Die Konfrontation spitzte sich durch die „Boston Tea Party“ 1773 (Vernichtung von Tee durch Kolonisten) zu und gipfelte in der Konstituierung des 1. Kontinentalkongresses der Kolonien 1774 in Philadelphia. Der Einsatz britischer Streitkräfte führte zum Unabhängigkeitskrieg 17751783. Die von Thomas Jefferson entworfene Unabhängigkeitserklärung (4. 7. 1776) des Kongresses zerschnitt das Band zwischen den Kolonien und England endgültig. Auf einem Verfassungskonvent wurde 1787 die bis heute gültige Verfassung der USA beschlossen.
  1. Einleitung
  2. Natur und Klima
    1. Atlantikküste und Mittelgebirge im Osten
    2. Ebenen in Zentrum
    3. Hochgebirge und Pazifikküste im Westen
    4. Wälder und Naturschutz
    5. Vulkane, Erdbeben und Hurrikane
    6. Überwiegend gemäßigtes Klima
  3. Bevölkerung
    1. Multiethnische Gesellschaft
  4. Bildung
  5. Staat und Politik
  6. Wirtschaft und Verkehr
    1. Strukturwandel in der Landwirtschaft
    2. Rohstoffreichtum
    3. Vielseitige Industrie
    4. Wachsender Dienstleistungssektor
    5. Gut ausgebautes Verkehrsnetz
  7. Geschichte
    1. Kolonialzeit und Unabhängigkeitskampf
    2. Expansion und Sezessionskrieg
    3. Aufstieg zur Weltmacht und Zeit der Weltkriege
    4. Der Ost-West-Konflikt
    5. In einer neuen Weltordnung
forschpespektive_NEU.jpg
Wissenschaft

Die Gollums der Wissenschaft

Wer J.R.R. Tolkiens Jahrhundert-Trilogie „Herr der Ringe“ gelesen hat, der weiß: Die Figur Gollum ist ekelerregend hässlich. Wer Gollum zudem in der Verfilmung des Werkes gesehen hat, wird diesem Urteil umso mehr zustimmen. Doch Hässlichkeit ist vielleicht nicht einmal sein größtes Defizit, denn obendrauf kommt noch sein...

Killer_whale_(Orcinus_orca)_hunting_inside_herring_baitball_(Clupea_harengus),_Andenes,_Andoya_island,_North_Atlantic_Ocean,_Norway,_April
Wissenschaft

Frag die Oma

Es gibt nur eine gute Handvoll Säugetiere, bei denen Weibchen nach der Geburt ihres letzten Jungtieres noch lange leben. Von Juliette Irmer Die Menopause ist eine biologische Rarität, die Wissenschaftler seit Jahren Kopfzerbrechen bereitet. Nach heutigem Wissensstand durchlaufen nur sechs von rund 6.000 Säugetierarten das...

Weitere Artikel aus dem Wahrig Herkunftswörterbuch

Weitere Artikel aus dem Vornamenlexikon